I.
Es ist etwas Rückhaltloses in den
jüngsten Arbeiten von Bernhard Zimmer.
Selbstverständlich - wie könnte es anders
sein? - liegt einer der Gründe dafür in
der Gleichzeitigkeit ihrer vollkommen
unterschiedlichen Komponenten oder
besser: Bereiche, die sich gegenseitig
keinen Halt versprechen. Diese Bereiche
heißen Malerei und Schrift oder, je
nach Blickwinkel: Farbe und Wort,
Anschaulichkeit und Sprachlichkeit, oder,
wenn man ganz hoch greift, was fast
immer zu riskant ist: Sinnlichkeit und
Verstand. Wobei Zimmers Bild-Wörter an
beidem teilhaben: Sie sind beileibe nicht
auf ihre Bedeutung zu reduzieren, denn
sie stellen sich zunächst als materielle
Einheiten dar, als zarte Reliefs aus Farbe,
die sich an den Tastsinn der Fingerspitzen
wenden; sodann als repetitive Muster
eines textuellen, quasi-textilen Gewebes,
das sich über die gesamte Bildfläche legt:
„Wortlaken“, wie in einem der Gemälde
treffend zu lesen ist. Man braucht oft
sehr lange, um von der Materialität des
Signifikanten, sprich: dem Gemacht- und
Gemalt-Sein der (manchmal verdrehten,
seitenverkehrten, farbbedeckten) Buchstaben
bis zur Bedeutung der Wörter
vorzudringen. Wie sehr diese Bedeutung
von der Materialität der Schrift getönt wird,
zeigt beispielhaft Who‘s the Best?“ mit
seinen beiden vollkommen verschiedenen
Schriftarten. Dieses heimliche Mantra
unserer postindustriellen Leistungs- und
Konkurrenzgesellschaften ist zum einen
beinahe unsichtbar als Allover über die
Malfläche gebreitet und dann blutrot in
(t)rotziger Graffitti-Manier in die Ecke
gesetzt wie eine Protestparole.